Eva bereitete sich fleißig
auf ihre Pharmazieprüfung vor.
Nun hatte ich aber Urlaub und wollte natürlich Boot fahren. So
kam mir es sehr gelegen, dass unsere Freunde Jutta, Andreas und
Werner einen Segeltörn geplant hatten. Ein Platz war noch frei
und ich sagte zu.
Wir charterten wie so häufig bei "Maran Yachtcharter" in
Terkaple. Dieses Mal wieder ein Schiff vom Typ "Wibo 830" mit
Namen JACANA.
Der erste Tag brachte uns zum "Starteiland" im "Sneeker Meer".
Weiter ging es über "Heeger Meer/Fluessen" nach Stavoren, wo wir
im Binnenhafen festmachten.
Am nächsten Tag segelten wir über das ruhige Ijsselmeer nach
Enkhuizen.
Als wir einen Tag später
von Enkhuizen nach Medemblik segeln wollten, war anfangs
absolute Flaute. Dann kam der Moment, vor dem alle
Wassersportler gewarnt werden, die diesen großen Binnensee
unterschätzen.
Vor uns türmte sich eine schwarze Wand, die sich sehr schnell
aufgebaut hatte. Im Radio gab es keine Warnung und Funk hatten
wir nicht an Bord.
Ungefähr 50m vor uns sahen
wir die Crew eines anderen Seglers, wie sie hastig die Segel
bargen.
Das war für uns das letzte Signal! Rettungswesten angelegt,
Motor gestartet und die Lappen runter.
Die erste Welle ging sofort über das Schiff. Andreas stand am
Ruder und fuhr uns souverän durch den Sturm. Er hatte sogar noch
die Coolness, den entgegenkommenden Rettungsbooten abzuwinken.
Wir bekamen zwar Wind und Welle von vorn und dort lag auch unser
Ziel Medemblik, waren uns aber nicht sicher, ob wir die Stadt
noch unbeschadet erreichen würden.
Backbord voraus und in Sichtweite lag Andijk. Auf diesem Kurs
hätten wir aber die Welle von steuerbord.
Trotzdem steuerten wir Andijk an, wobei Andreas alle größeren
Wellen frontal nahm und bei kleineren den Kurs auf Andijk
beibehielt.
So dauerte es schließlich eine Stunde, bis wir den Hafen
erreichten.
Bislang hatte es noch nicht geregnet, aber genau in der
Hafeneinfahrt schüttete es aus Eimern. Wir legten an und ich
drückte auf den Meldeknopf, um den Hafenmeister zu erreichen.
Der fragte mich tatsächlich, ob wir hier bleiben wollten.
In dieser Situation war mein Humor etwas degeneriert.
Kopfschüttelnd teilte ich die Frage des Hafenmeisters der Crew
mit.
Jetzt mussten wir bei diesem Wind nur noch heil in die
zugewiesene Box, was erstaunlich gut klappte.
Anschließend rissen wir ein paar Dosen Bier auf und standen
nackt im Salon, denn wir waren Nass bis auf die Unterwäsche.
Im Hafen von Andijk gab es ein gemütliches Restaurant mit Blick
über das Ijsselmeer. Es war kein einziges Schiff mehr zu sehen.
Am nächsten Tag hatte sich
das Wetter wesentlich gebessert, allerdings war uns nach segeln
nicht zumute. So motorten wir die paar Kilometer von Andijk nach
Medemblik und bekamen noch einen Platz vor dem Schloss Radboud.
Es war Hochsaison und die Häfen am Ijsselmeer waren fast
überfüllt.
Von Medemblik mussten wir
nun wieder zurück über das Ijsselmeer nach Friesland.
Wir haben uns alle Wetterinformationen eingeholt, die wir
bekamen und wagten dann den Sprung.
Bei durchschnittlich 5 Windstärken kamen wir flott und
problemlos in Workum an, wo wir binnen bei "Kuperus Watersport"
noch einen Platz für die Nacht bekamen.
Den letzten Abend
verbrachten wir in Terherne, damit wir es am kommenden Tag nicht
mehr so weit bis Terkaple hatten, wo wir das Schiff bis 10 Uhr
wieder abgeben mussten.
Fazit:
Ijsselmeer bei Sturm möchte
ich mir für die Zukunft ersparen.
Ansonsten war es ein wunderbarer Törn. Vor allem die Städte an
der ehemaligen Zuidersee haben noch viel von ihrer
ursprünglichen Identität bewahrt und lohnen immer wieder einen
Besuch.
Eine kleine Reise in die Vergangenheit bietet das "Zuiderseemuseum"
in Enkhuizen.
Im Innenmuseum kann man viele maritime Exponate besichtigen,
während im Außenmuseum teilweise ganze Dörfer wieder aufgebaut
worden sind, die man an anderer Stelle abgerissen hat. |